Das Projekt „Orientierungstiftende Straßennamen“.

Rahmenprojekt: BUSTER
Nachhaltigkeitsziel: SDG 9

Über das Projekt „Orientierungstiftende Straßennamen“ sollen die Regeln, Prinzipien und Verfahren der Benennung, Beibehaltung und Veränderung der Bezeichnungen „Namen“ von Straßen, Wegen und Plätzen bearbeitet werden. Dazu soll die Idee der „Orientierung“ als Merkmal für die  bezeichnende Benennung von  Straßen, Wegen und Plätzen erörtert und diskutiert werden (vergl. Deutscher Städtetag 26.04.2021 Kap 3 S. 8). Wegen der Nennung eines vordergründigen Zwecks (Orientierung) und ergänzender Zwecke, wie beispielsweise; „Sie dienen neben der räumlichen Orientierung auch der Ehrung von Persönlichkeiten“ (Börnig 30.03.2020 S.3), soll ebendiese Orientierung vertiefend betrachtet werden.

Der Ansatz der geografischen Referenzierung und namentlichen Instrumentalisierung von Straßen, Wegen und Plätzen, im örtlichen Zusammenhang für die Wegweisung (vergl. Sprecht et al. 2015 S. 333), Ortskenntnis, sowie zur Orientierung zwecks einer passenden Wahl von Routen in die richtige Ziel-Richtung, kann kartografische, geo-informatorische (vergl. Bily 20215 S. 55) und fortbewegungs-logische Vorteile und Gunstfaktoren etablieren, ohne in die regionale Begriffskultur invasiv einzugreifen. Selbsterklärende, nützliche und wegweisende  Straßennamen können orientierungstiftende Aufgaben und Funktionen übernehmen und erfüllen (anders vergl Jajko 2016 S. 16).

Namen von Straßen, Wegen und Plätzen können Orientierung geben, Richtung weisen, Verbindung herstellen, Auswege anzeigen, Funktionen vermitteln und Wegweiser sein. Andererseits können Straßen, Wegen und Plätzen auch ehren, erinnern und würdigen. Daneben können Straßen, Wegen und Plätzen auch ein gesellschaftliches Zeichen, eine thematische Mahnung oder ein kulturelles Gedenken aufgreifen. Straßen, Wegen und Plätzen einfach nur nach Bewohnerinnen und Bewohnern oder von Bürgerinnen und Bürgern zu benennen ist zum Teil komisch, kompensatorisch, strategisch, diktatorisch, politisch, ideologisch bis hoheitlich (vergl. (Börnig 30.03.2020 S.6f).
Die Namen von Straßen, Wegen und Plätzen können auch, im gesellschaftlichen Zusammenhang von Entwicklung und Geschichte, Protest erzeugen, Irritation verursachen, Ablenkung provozieren, Desorientierung vermitteln, Irrwege anzeigen oder schlicht keinen über die Zeichenkette hinaus erklärbaren Mehrwert aufweisen.

Anders könnte Sicherheit, Klarheit und Eindeutigkeit mit stärker der Orientierung und Ortsbezogenheit bei der Benennung operiert werden, beispielsweise zur „(…) Beseitigung von Unklarheiten bei ständiger Verwechslung von Straßenbezeichnungen oder zur Sicherstellung der einwandfreien Orientierung für Notfalleinsätze (...)“ (Deutscher Städtetag 26.04.2021 S. 23).

Die Idee zu diesem Projekt geht auf die Ausstellung: „umbenennen?!“, sowie die vielerorts geführte Debatte, Argumentation und kritischen Erörterung von Straßennamen nach Namen von Personen zurück.

Zur Vergabe von Personennamen für die Verwendung als Straßennamen, werden in einem anderen Projekt die globalen Sitten, kulturellen Gewohnheiten und geografischen Phänomene zu  Personennamen-als-Straßenname“ bearbeitet werden. Das wird auch in der Darstellung zum Begriff der Straßenbenennung deutlich; „Es geht nicht einfach nur um Straßennamen, sondern um die Straßenbenennung, denn Straßen heißen ja nicht von Natur aus so wie sie heißen, sondern sie werden benannt und können umbenannt werden. Sie sind Ergebnis zeitgenössischer, gesellschaftlicher Diskussionen.“ (Fechner et al. 08.04.2024 Allgemein).

Daher soll es auch ein Motiv für dieses Projekt sein, die gängigen, klassischen und tradierten „Benennungsmotiviken“ zu hinterfragen und deren Hintergrund zu beleuchten (vergl. Ebert 2021 S.57).

Den verbleibenden Mangel systematischer Analyseinstrumente zum Zwecke einer empirischen Forschung sieht Glasner erst durch ein Kölner Forschungsprojekt von der Gruppe um Dietz Bering aus den 90er Jahren behoben. Koß beschreibt das Projekt der Kölner Forschungsgruppe als neuen Wegweiser in der Straßennamenforschung, welche er als drittgrößten Bestandteil der Namensforschung benennt. Bering selber schildert 2002 einen Wandel der Namensforschung in den vorangegangenen Jahrzehnten von weltabgewandten Fragestellungen hin zu psycho- und sozioonomastischen sowie textlinguistischen Fragestellungen.“ (Börnig 30.03.2020 S. 8).

Beispiele:

  • Hauptstraße
  • Nord-Süd-Fahrt
  • Südwestkorso
  • Küstenstraße
  • Gipfelpfad
  • Zentralmarkt
  • Zur Flussfähre
  • Ortsumgehungsstraße

Weitere Beispiele für Orientierung gebende und Richtung weisende Bezeichnungen von Wegen und Straßen:

  • Jacobsweg
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Weitere Informationen:

  • Michael Rathmann (): Orientierungshilfen für antike Reisende in Bild und Wort. URL: https://www.ku.de/fileadmin/140201/031_Rathmann.pdf
  • Karsten Polke-Majewski, Sascha Venohr (26.01.2018): Deutsches Straßenverzeichnis: Erst die Nazis, dann die Blümchen. Wie kommen Straßen zu ihren Namen? Oft entschied die Geografie, manchmal ein Diktator. Einige wurden sogar verkauft. Aber immer erzählen sie von unserer Geschichte. Aus der ZEIT Nr. 05/2018. Aktualisiert am 26. Januar 2018. URL: https://www.zeit.de/2018/05/strassenverzeichnis-strassennamen-deutschland
  • Wikimedia Foundation Inc. (10.03.2025): Toponomastik. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Toponomastik
  • Bundesamt für Kartographie und Geodäsie  (2025): Straßennamen. URL: https://gdk.gdi-de.org/geonetwork/srv/search?keyword=Stra%C3%9Fennamen
  • Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie ): Impressum. URL: https://www.gdi-de.org/Impressum
  • Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) (2024): StAGN. Ständiger Ausschuss für Geographische Namen. URL: https://www.bkg.bund.de/DE/Das-BKG/Fachnetzwerke/Europa/StAGN/stagn.html. Darin: „Der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN) beschäftigt sich mit der Standardisierung von geographischen Namen im deutschsprachigen Raum.“ (s.o.).
    Line Fuks (25.01.2015): Wir sammeln interessante Ortsnamen – „Erdkunde“ einmal anders. Wildnisfamilie. URL: https://wildnisfamilie.net/2015/01/25/wir-sammeln-interessante-ortsnamen/
  • Deutscher Städtetag (26.04.2021): Straßennamen im Fokus einer veränderten Wertediskussion. Handreichung. Hilfestellung des Deutschen Städtetages zur Aufstellung eines Kriterienkataloges zur Straßenbenennung. ISBN 978-3-88082-350-1. URL: https://www.staedtetag.de/publikationen/weitere-publikationen/2021/handreichung-strassennamen. Darin PDF: https://www.staedtetag.de/files/dst/docs/Publikationen/Weitere-Publikationen/2021/Handreichung-Strassennamen-im-Fokus-einer-veraenderten-Wertediskussion.pdf. Darin: „Straßennamen haben eine Ordnungs-, Orientierungs- und Erschließungsfunktion.“ (s.o.). Darin auch: „Bei der Benennung nach Personen ist erkennbar, dass in den neueren Regelwerken intensiv darauf eingegangen wird, dass es sich um eine besondere Ehre handelt, wenn die Stadt eine öffentliche Verkehrsfläche nach einer Person benennt. Insoweit sollte es sich um eine Person handeln, die würdig ist, geehrt zu werden, weil ihre Haltung oder ihr Lebenswerk eine Vorbildfunktion sowohl für die aktuelle wie auch für die nachfolgenden Generationen darstellt. Eine Wartezeit zwischen dem Ableben einer zu ehrenden Person und der Ehrung durch den Straßennamen sollte festgelegt werden.“ (s.o., S.11).

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Anker:

  • BUSTER 191: Orientierungstiftende Straßennamen, siehe URL: https://www.sai-lab.de/index.php/de/projekte/40-sdg-09-buster/2959