Ein neuerlicher Ansatz der Renaissance bei der Schiene soll die Suche nach Lkw-Stellplätzen an Autobahnen vermeiden und es für verbleibende Fahrzeuge vereinfachen: Die Fahrerinnen und Fahrer in ihrem Arbeitsalltag entlasten. Das Projekt „Ausbau des Bahn-Netzes für Cargo in Deutschland“ (ABCD) unterstützt dabei (siehe BUSTER 169: Ausbau des Bahn-Netzes für Cargo in Deutschland).

Das SAI-Lab hat auf Anregung der Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation (BG Verkehr), sowie einer anderslautenden Idee vom Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut, kurz HHI), zunächst ohne Partner, ein transformatives Renaissance-Programm der Schienen und Gleise für Lkw-Fahrerinnen und Fahrer sowie Speditionen entwickelt. Das Projekt hat diverse Nebeneffekte. So soll beispielsweise bei dem verbleibenden Fahrpersonal von Kraftfahrzeugen in der Logistik des Gütertransports auf der Straße die Suche nach verfügbaren (öffentlich oder privat bewirtschafteten) Stellplätzen beendet werden. Durch ein Transportprogramm für „wieder mehr“ Güter auf der Schiene.

Die Lösung heißt „ABCD“. Die Abkürzung steht für „Ausbau des Bahn-Netzes für Cargo in Deutschland”. Für das Projekt gibt es noch keinen Förderrahmen, auch nicht im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, noch nach den verschiedenen Strategien zum Klimaschutz oder der Verkehrswende. Nichtsdestotrotz wird, auch gemäß von entsprechenden Initiativen des SAI-Lab, genau deswegen dieses Projekt vorgestellt. Hintergrund: 15.000 Gleiskilometer wurden hierzulande zurückgebaut (siehe Gäbler et al. 2023, Wikimedia 29.06.2024, Allianz pro Schiene e.V. 2023, Berliner Morgenpost 15.11.2023). Weitere Gleiskilometer zum Anschluss, beispielsweise von Gewerbe und Industriegebieten, fehlen. Der Ausbau von getrennten Trassen für Güter und Personen fehlt ebenso wie die getrennten Trassen bei Güter- und Kraftfahrstraßen. Die jahrzehntelange Verlagerung des Transports von der Schiene auf  die Straße, führt, gemäß der Erkenntnissen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) bereits zu schädlichen und gefährlichen Folgeerscheinungen bei der Verfügbarkeit von Halte- und Parkplätzen zur Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten.

Im Gegensatz zu anderen Ansätzen ist das ABCD eines systematische Empfehlung, die jeweilige Route nicht als eine alternativlose Bedingung der Nutzung von Straßen zu betrachten, sondern mittels einer dynamischen Verkehrswende die Prognose für die Menge an Gütern auf der Schiene zu verbessern. Damit schafft die Idee zu diesem Projekt eine Basis für einen Wandel der wechselseitigen Abhängigkeit bei Schiene und Straße, hin zu einem neuen wechselseitig wirksamem Miteinander für nachhaltigen, umweltfreundlichen und menschengerechten Verkehr. Nach schrittweiser Rückverlagerung von Transportleistung auf die Schiene, so die Vorhersage des SAI-Lab, wird sich auch die  vorhandene Verfügbarkeit an Stellplätzen wieder als gut und ausreichend erweisen. Dann können sogar die Lenk- und Ruhezeiten anforderungsgerecht eingehalten werden. „Die Innovation besteht darin, eine Empfehlung bezüglich des Verhältnisses von Schiene und Straße beim Transport von Waren und Gütern zu Re-modulieren, also die Schiene, unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben, direkt und zügig zu fördern“, erklärt Michael Hüllenkrämer, Leiter des Reallabors für Nachhaltigkeit an der TU Berlin.

Das System basiert auf dem „War einst vorhanden-Prinzip“ und soll dementsprechend Informationen zum Re-Use ehemaliger Trassen bereitstellen. So könnte an einem aktuellen Gleisnetzplan in Farben aufgezeigt werden, wie die Renaissance der Bahn über ein digitales Vorschlags-System erörtert, geplant und umgesetzt  werden kann: Rot (Rückgebaute und anders genutzte ehemalige Schienentrasse), Gelb (vorhandene aber stillgelegte Schienentrasse ) und Grün (Flächen und Korridore mit Potential für Gleisausbau und Gleisneubau). Nach der Idee für dieses Projekt erfolgt die Prognose für Re-Use und Recycle ehemaliger Schienen, ebenso wie die Umsetzung von Neubau im Bürgerdialog in entsprechenden demokratischen Verkehrsforen und -dialogen in den nächsten (zwei) Jahren.

Die neuen Gleise werben für sich: Jeder Kilometer Schiene, mit attraktiver Lage, Nutzung und Integration schafft nachhaltige Nachfrage und neuartige Möglichkeiten, auch zur Entlastung des Autobahnnetzes.

Für die Renaissance der Schiene können aktuelle Informationen über die Fracht-Einheiten in den Systemen „Schiene“ und „Straße“ analysiert und in einer Infrastruktur-Strategie für nachhaltige Facht-Logistik miteinander verknüpft werden.

Bei der Ertüchtigung, Erneuerung, sowie der Ergänzung im Deutschen Schienennetz kann im Projekt zunächst eine Nutzung von ausgewählten Bahn-Trassen in verschiedenen Bundesländern getestet werden, mit denen eine Entlastung des belasteten Straßennetzes erwartet wird. Positiver Nebeneffekt: Die Bahn-Lösung kann auch helfen, Behinderungen und Unfälle durch Falschfahren auf für Lkw´s ungeeigneten Straßen verhindern.


Weitere Informationen

  • Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation (BG Verkehr) (26.09.2024): Lkw-Stellplatznot: KI-Lösung soll Suche erleichtern. URL. https://www.bg-verkehr.de/medien/news/2024/ausgabe-9-2024/brancheninfos/lkw-stellplatznot-ki-loesung-soll-suche-erleichtern. Darin: „Ein neues Tool soll die Suche nach Lkw-Stellplätzen an Autobahnen vereinfachen und damit die Fahrerinnen und Fahrer in ihrem Arbeitsalltag entlasten. Künstliche Intelligenz unterstützt dabei.“ (s.o.).
  • Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation (BG Verkehr) (26.09.2024): Impressum. URL: https://www.bg-verkehr.de/impressum
  • Allianz pro Schiene e.V. (2023): Das Schienennetz in Deutschland. URL: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/infrastruktur/schienennetz/. Darin: „Das Schienennetz der Eisenbahnen in Deutschland hat derzeit eine Streckenlänge von rund 39.200 km – im Bahnreform-Jahr 1994 waren es noch 44.600 km. Größter Netzbetreiber ist aktuell die Deutsche Bahn (DB InfraGo AG) mit ca. 33.400 km.“ (s.o.).
  • Berliner Morgenpost, 15.11.2023): Bahn-Karte 1835-2022: So ist Deutschlands Schienennetz geschrumpft.URL: https://interaktiv.morgenpost.de/bahn-schienennetz-deutschland-1835-bis-heute/. Darin: „Das deutsche Schienennetz hat die besten Zeiten hinter sich. Mitte der 50er-Jahre war es noch 14.000 Kilometer länger als heute. Wo Züge rollen und wo es einmal Bahnverbindungen gab – Jahr für Jahr von 1835 bis heute.“ (s.o).
  • Wikimedia Foundation Inc. (Wikimedia ) (29.06.2024): Streckenstilllegung. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Streckenstilllegung
  • Stefanie Gäbler, Manuela Krause und Felix Rösel (2023): 15 000 Kilometer Bahnstrecken weniger als vor 70 Jahren in Deutschland– Ost und West gleichermaßen betroffen. URL: https://www.ifo.de/publikationen/2021/aufsatz-zeitschrift/15-000-kilometer-bahnstrecken-weniger-als-vor-70-jahren. Darin: „In Deutschland wurden in den vergangenen 70 Jahren mehr als 15 000 Kilometer Bahnstrecken abgebaut. Das entspricht fast der dreifachen Länge des heutigen Streckennetzes in Nordrhein Westfalen. Mehr als jeder vierte Streckenkilometer wurde damit seit 1955 stillgelegt – und das in Ost wie Westdeutschland gleichermaßen. Die Streckenstilllegungen erfolgten jedoch zu unterschiedlichen Zeitpunkten: im Westen vorrangig während des „Wirtschaftswunder“ Booms, im Osten in der ökonomisch schwierigen Phase nach der Wiedervereinigung. Reaktivierungen stillgelegter und noch nicht entwidmeter Strecken könnten dazu beitragen, den Bahnverkehr schneller zurück in die Fläche zu bringen.“ (s.o.).

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