Kurzstellungnahme zum Interview mit Wolfgang Aichinger, dem Projektleiter für städtische Mobilität bei Agora, zum städtischen Güterverkehr: "Es fehlen Ladezonen". Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat dazu einen Leitfaden mit Vorschlägen ausgearbeitet hat, wie Kommunen die City-Logistik zukunftsfähig gestalten können.

Dazu adressiert Michael Hüllenkrämer aus dem SAI-Lab einen anderen Entwurf: Den Wunsch nach einer Renaissance der Bahn oder deren Verkehrsflächen und Lade-Infrastruktur für den örtlichen Güterverkehr. 

Mikro-Think-Tank antwortet Denkfabrik Agora Verkehrswende: Kurzstellungnahme "Ladezonen"

Als MikroThink-Tank mit ausgeprägtem Geschichtsbewusstsein greift Michael Hüllenkrämer vom SAI-Lab für die städtische Mobilität dazu ein zentrales Element der dezentralen City-Logistik auf: Ortsgüter(bahn)höfe.

Das SAI-Lab wünscht sich schon, seit unserer Gründung, die Renaissance der Bahn für den örtlichen Güterverkehr. Die vor Jahrzehnten eingeläutet Verlagerung des Güter- und Stückgüter-Verkehrs von der Schiene auf die Straße, gefolgt von der Stilllegung der Ortsgüterbahnhöfe, sowie der anschließenden Neubebauung vieler dieser Ladezonen des städtischen Güterverkehrs, führt zur der mittlerweile festgestellten Knappheit an "Höfen" und an "Zonen". Wie können Kommunen und die Logistik-Wirtschaft den städtischen Güterverkehr nun doch wieder zukunftsfähig gestalten? Durch eine Sicherung und Wiederbelebung der teils bereits schon verlorenen kommunalen Wirtschaftsflächen für die nachhaltige Logistik in der Stadt! 

Herr Aichinger und die Agora stellen fest „Es werden deutlich mehr Ladezonen benötigt. Da tun die Städte aktuell relativ wenig.“ (siehe Publikationen). Das SAI-Lab sagt dazu: Re-aktiviert die einst reichlich vorhandenen Höfe (Güterbahnhöfe) und an (Warenumschlag) Zonen, das sind die passenden Gewerbeflächen!

Retro-Hubs

In unserer Beobachtung und Wahrnehmung begrüßen wir, in vielen unserer Gespräche, das „dezentral anliefern und abholen von vielen kleinen Lasten“. Dazu empfehlen wir die Reaktivierung der leider nur noch rudimentär vorhandenen „Retro-Hubs“, die Umschlagstationen der ehemaligen Ortsgüterbahnhöfe. Die Ortsgüterbahnhöfe, mit einer durchschnittlichen „Ladezone" von 100 Meter, einem Gleisanschluss auf der einen und eine Straßenanbindung auf der anderen Seite, waren eine günstig gelegene und gute Ladezone.

Schiene-Straße-Schnittstelle

Mit der Wiederbelebung der Schiene-Straße-Schnittstelle als Infrastruktur für den Stückgut-Güterumschlag, lässt sich die Grundlast der Lastenlogistik in der Stadt räumlich segregieren und funktional dezentralisieren. Wir wünschen uns die „Rückverlagerung der Zwischenlagerung“ in die ehemaligen und in die ggf. neue zu errichteten Gewerbegebiete. Zugleich wünschen wir uns die Entlastung öffentlicher Straßen und das möglichst baldige Ende des „Missbrauchs“ öffentlicher Infrastruktur für den „roll-out“ bis vor die Haustüre mit großen Fahrzeugen in Wohn- und Mischgebieten. Auch wünschen wir uns das Ende der "Faulheit" von Architekten und Zuliefern; Plant den Warenumschlag so, das dieser einfach und bequem auf der eigenen Fläche stattfinden kann (Aus- und Einfahrten, "indoor" Park- und Laderaum für gewerbliche Lieferungen).

Güterumschlag und Flächennutzungsplanung

Auf einer für Güterumschlag gewidmeten Gewerbefläche gibt es grundsätzlich kein Falschparken, da für gute Transaktionen die Profis aus der Logistik-Wirtschaft sorgen. Neue Ladezonen in öffentlichen Verkehrsinfrastrukturen zur tolerieren, wäre - angesichts der Flächennutzungsplanung für nachhaltige Entwicklung - aus unserer Sicht fatal.

Vorschlag: Doppelter Mix

Wir schlagen den Unternehmen, die Waren in die Stadt liefern, vor: Besinnt euch der Potentiale des Verkehrsverbunds aus Wasser-Schiene-Straße für nachhaltige Logistik bis hinein in die kleinräumigen Zonen der Zustellung an die privaten und gewerblichen Kunden. Setzt auf einen nachhaltigen Infrastruktur-Mix für die umweltfreundlichsten Transportwege auf der großen Distanz und auf einen ebensolchen nachhaltigen Fahrzeugfuhrpark-Mix für den emissionsfreien und flächen-inanspruchnahme-neutralen Transport der Waren und Güter an das jeweilige Ziel vor Ort.

Verkehrswende inklusiv: Mit nachhaltiger Logistik

Ein gutes Konzept gab es im letzten Jahrhundert. Dessen Relikte sollten im 21. Jahrhundert für die nachhaltige Logistik und für lebenswerte Städte unbedingt gerettet werden. Das wäre dann auch ein großartiger Beitrag zur Nachhaltigkeit und ein klares Statement zur Verkehrswende.

Gewerblicher Verbund für gewerbliche Logistik auf gewerblichen Flächen

Daher: Bitte keine Schattendiskussionen um fehlende Ladezonen führen + bitte vorhandene Güterdistributions-, Warenumschlags- und Gewerbeflächen smart und intelligent für die Logistik im Verbund der angebundenen Verkehrswege nutzen + bitte den öffentlichen Raum, insbesondere den Verkehrsraum, durch Re-dezentralisierung entfrachten und über kleine, im Verbund genutzte Fahrzeuge entlasten.

Weitere Informationen, Texte, auf die Bezug genommen wird: