Freie Lastenräder der fLotte Berlin wirken in der Berliner Verkehrswende

Unter dem Titel „Privatauto gegen Berliner Mobilitätsmix“ berichten Frau Wendorf vom Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin zusammen mit dem Herrn Welke von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO in Verbindung mit „Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH“ am 19.12.2019 (Medieninformation Nr. 128/2019) über ein Forschungsprojekt , über das „Mobilitätsgutscheine im Wert von 500 Euro verteilt werden, wenn das eigene Auto stehen bleibt“. Laut Darstellung der Verfassererin und dem Verfasser ist das Angebot an Voraussetzung des Autobesitzes geknüpft: "Autobesitzer*innen in Charlottenburg-Wilmersdorf können kostenlos die Angebote von 19 Mobilitätsanbietern nutzen, wenn sie ihren Privatwagen im Rahmen der Aktion „Sommerflotte 2019“ von Juni bis September 2019 für einen Monat nachweislich nicht benutzen. Unter allen Interessierten werden 50 Bürger*innen ausgewählt, die die umfangreichen Gutscheinhefte erhalten. Das Forschungsprojekt dahinter – „Neue Mobilität Berlin“ – ist eine Kooperation der TU Berlin mit einer Vielzahl an Partnern aus Wirtschaft und Politik, um Rahmenbedingungen für nachhaltige Mobilitätsangebote in der Stadt zu verbessern.“

Soweit so gut.

Merkwürdig ist das für den Teaser verwendetet Foto mit dem kostenlos über das Portal fLotte Berlin ausleihbarem Lastenrad LARS aus der fLotte - Freie Lastenräder für Berlin“. Das ehrenamtliche, gemeinwohlorientierte und dem „teilen statt besitzen“ verschriebene Projekt von Berlinerinnen und Berliner wird nicht unter den Projektpartner von Neue Mobilität Berlin aufgeführt, noch ist dem Kernteam von fLotte Berlin eine entsprechende Kooperation mit Neue Mobilität Berlin bekannt.
Auch die Station vom Lastenrad LARS an der TU Berlin ließt in der Pressemitteilung erstmals von dem um „fLotte“ ergänzten, ansonsten grundsätzlich kommerziellem Projekt der oben genannten Firmen.
Auch die Projektleitung von Wheels, Ways & Weights ist zur Auswahl des Fotos von LARS, einem Freien = kostenlos ausleihbarem Lastenrades für das Thema „Privatauto stehen lassen“ vorab nicht informiert worden. Auch aus den Projektverbund rund um Lastenräder an der TU Berlin war immer wieder zu hören, das Lastenräder den vorhandenen Verkehr ergänzen sollen und spezifisch ersetzten können. Vom Cabriolet (Poster zur Aktion SOMMERFLOTTE 2019) auf ein Lastenrad (Foto zum Teaser auf der TU Startseite) umzusatteln, ist daher ein ziemlich merkwürdige Botschaft aus der TU Berlin.

Soweit so gut.

Merkwürdig ist, das die Aktion der „Sommerflotte 2019“ auf 50 Personen beschränkt ist, die immer noch ein Auto besitzen. Solche Personen können sich von „sofort“ an, bis zum 1. September 2019 bewerben: „Bewohnerinnen und Bewohner von Charlottenburg-Wilmersdorf, die ein eigenes Auto besitzen, bewerben.“ Hier ist es schade, das es sich nicht um ein Spezial-Angebot für die Studierenden und Beschäftigten der TU Berlin handelt, und auch, das es kein Angebot rund um alle Standorte der TU Berlin im Land Berlin ist. Falls sich nicht genügend Menschen mit Auto aus Charlottenburg-Wilmersdorf bei NEUE MOBILITÄT BERLIN c/o insel-projekt.berlin UG (haftungsbeschränkt) für die Sommerflotte 2019 anmelden, können ja verbleibende „Gutscheine“ an der TU Berlin verteilt oder verlost werden.

Soweit so gut.

Merkwürdig ist, das mit dem Projekt die privaten Fahrzeuge von bis zu 50 Menschen aus Charlottenburg-Wilmersdorf temporär stillgelegt werden. Werden die Fahrzeuge auch aus Berlin heraus geschafft, um mehr Fläche für den gewünschten Fahrzeugmix zu erlangen? Ein Projekt der temporären Abschaffung ist ganz in Ordnung , wird jedoch als „oldschool“ betrachtet, da es den Parkdruck nicht verändert und kostbaren öffentlichen Raum für die ganze Dauer des Projekts durch parken belegt. Smart und innovativ wäre es aus Sicht von Cargoride und Wheels, Ways & Weights, wenn die Interessierten ein „Gutes-Service-Paket-Rund-um-das private-Auto“ bekommen würden. Mit einem solchen Innovationspaket könnte der private Wagen zum Sharing-Fahrzeug werden. So würde der MIV zum motorisierten Sharingverkehr (MSV) und das Auto nicht mehr überwiegend herumstehen. Eine intensive wie pflegliche und rücksichtsvolle Nutzung wäre aus unserer Sicht ein wirklich smarter Ansatz. Damit bekäme den „Schlüssel abgeben“ und den „Kilometerstand notieren“ zwei ganz neue Bedeutungen. Aber das Projekt ist, wie das Werbeposter vermittelt „automobilfixiert“.

Soweit so gut.

Merkwürdig ist, das mit dem Projekt, mit dem ein privates Automobil, mit dem die Besitzerin oder der Besitzer am motorisierten Individualverkehr teilnimmt, zunächst und vorrangig durch die folgenden Dienste des Carsharing von „car2go (ShareNow), DriveNow (ShareNow), MILES und WeShare, Drivy, Flinkster, greenwheels, Oply, stadtmobil, UBEEQO, CleverShuttle“ getauscht werden soll. Erst nach dieser Auswahl an Vermietern von Kraftfahrzeugen werden verschiedene andere Sharing-Fahrzeuge aufgeführt, beispielsweise Roller oder Fahrräder. Zuletzt wird der ÖPNV der BVG als Partner genannt. Auch die Deutsche Bahn mit der S-Bahn, der Regionalbahn, dem Regionalexpress und den Intercity-Zügen sind ein interessanter Anbieter, wie auch die anderen Unternehmen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB).

Soweit so gut.

Merkwürdig ist, das sich in die Liste der kommerziellen Partner mit kostenpflichtigen Miet-Verträgen für die jeweiligen Fahrzeuge - vom Scooter, Rad, Roller bis um Auto - der Anbieter, auch noch das komplett kostenlose, ehrenamtliche und spendenfinanzierte Projekt der Freien Lastenräder der fLotte Berlin aufgeführt wird. Die Lastenräder der fLotte Berlin, darunter jene Freien Cargobikes mit einer ehrenamtlich betriebenen Station in Charlottenburg-Wilmersdorf, sind „bis zu drei Tage kostenlos ausleihbar“. Dafür braucht es aber keinen „Mobilitätsgutschein im Wert von 500 Euro“, denn fLotte Räder sind kostenlos und commons, also kein „Sharing“. Diese Lastenräder werden „verliehen“ und nicht „vermietet“. Von Seiten der fLotte gibt es die Informationen über den monetären Anteil der freien Lastenräder an allen denkbaren Systemen des umweltverbunds: „im Wert von exakt Null Euro“. Auch im Nachhaltigkeitsprojektverbund Lastenräder bestand von Anbeginn der Zusammenarbeit fest, das die Lastenrädern , zusammen mit der Ladenstation für E-Fahrräder keine kommerziellen Absichten hegen, sondern sich im Gegenteil: Mit Mehrwert für nachhaltigen Strom für elektrische Fahrradmobilität und freie Lastenräder steht dieses Angebot alle Berlinerinnen und Berlin offen. Die TU Berlin unterstützt das Projekt der fLotte als nachhaltige Alternative in der Mobilität für „Beförderung und Transport“ in Berlin. Hierbei spielen kostenlos ausleihbare Lastenräder für Alle ein wichtige Rolle. Wie umweltfreundliche oder nachhaltig die „Sommerflotte 2019“ gegenüber der „fLotte Berlin“ darstellt, wird auch seitens der Evaluation und wissenschaftlichen Begleitforschung aufgezeigt, die zu den freien Lastenrrädern durchgeführt wird.

Soweit so gut.

Laut der oben genannten Pressemitteilung versuchen die Praxispartner im Projekt Neue Mobilität Berlin „gemeinsam Wege zu finden, durch die die Mobilität in der Stadt verändert werden kann.“ Die Aktion „Sommerflotte 2019" ist ein Beispiel, bei dem Wissenschaftler*innen durch Vor- und Nachbefragung der Teilnehmenden Erkenntnisse gewinnen wollen, um die Barrieren hin zu einer attraktiven, zukunftsfähigen Mobilität für alle aus dem Weg zu räumen“ (siehe TU Berlin, Medieninformation Nr. 128/2019). Die fLotte Berlin passt auch hier nicht gut in das Szenario oder die Hypothese zum Projekt. Die Methode der „Freie Lastenräder“ besagt: Stelle den Menschen kostenlos Lastenräder an festen Stationen bereit, und diese Lastenräder werden sehr gut von den Menschen angenommen und für deren Bedürfnisse nach Transport und Beförderung genutzt. Da es sich um ein bürgerschaftliches und ehrenamtliche Projekt handelt, wird er Zuspruch groß sein, die Fahrräder pfleglich behandelt und messbar Umweltwirkungen durch jeden gefahrenen Kilometer mit einem Lastenrrad erreicht.
Wegen der konträren wissenschaftlichen These und angewendeten unterschiedlichen Methodik zur Änderung des Verhaltens in der Mobilität lassen sich fLotte Berlin und Sommerflotte kaum unter ein Hut bringen.

Soweit so gut.

Mit Freien Lastenrädern aus der fLotte Berlin, die auch im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf an dortigen Stationen bereitgestellt werden, wurde ein spezifisch bürgerschaftliches und neues Mobilitätsangebot mit offenkundigem Potenzial für die Verkehrswende in Deutschland, Berlin und dem Bezirk geschaffen. Berlin ist mit der sich qualitativ entwickelnde fLotte - Freie Lastenräder für Berlin - mittlerweile ein attraktives Mobilitätsangebot, mit dem ein Teil der Transporte und der Beförderung vom PKW durch das Lastenrad ersetzt wird. Das Mobilitätsverhalten im Raum, das damit Einzug hält, kann für weitere Maßnahmen zur Steigerung der urbanen Lebensqualität und der Verbesserung der Fahrradinfrastruktur genutzt werden.

Texte auf die bezug genommen wird:

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